Erst Feist, dann Jacques
Am Mittwoch abend kramte Lilli ihre Lederjacke und die hohen Stiefel raus und verkleidete sich als urbane Konzertgängerin: für die kanadische Sängerin Leslie Feist, deren Musik Lilli zwar nicht einordnen könnte, sie aber mit ihren leicht dissonanten Harmonien und dieser Stimme – dieser schönen, starken und zugleich verletzlichen Stimme! – über den Haufen rennt, überschwemmt, umgarnt, mitzieht und am Ende des Abends ausgelaugt und zugleich erfüllt mit neuem inneren Frieden wieder ausspuckt. Faszinierend, wie Feist sich zu Beginn mehrerer Lieder selbst aufnimmt und anschließend auf diese Harmonien die eigentliche Melodie singt, dazu Gitarre spielt oder Klavier, während mehrere Leute um sie herum damit beschäftigt sind, ihre weißen Knöpfstiefelchen zu filmen (unter deren Absätzen Zettel mit der Aufschrift „Zut!“ und „Alors“ klebten) oder poetische Schattenspiele an die Wand zu werfen. Danach gingen Lilli und Monsieur ins Newtown, um dort noch einen Happen zu essen, und fielen fast vom Barhocker, als plötzlich Jacques Villeneuve in voller Größe (ziemlich klein übrigens) vor ihnen stand. Genau der Jacques Villeneuve, der eine Zeitlang als Formel 1-Fahrer Erfolg hatte, bevor er ganz lange keinen Erfolg mehr damit hatte und inzwischen auf andere Rennen, das Führen eines Restaurants (Newtown = Villeneuve) und das Musikmachen umgestiegen ist. Ohne die Augen vom Boden zu heben, ging er an Lilli und Monsieur vorbei ins Freie und ließ Monsieur nicht einmal die winzigste Chance, auch nur Hallo zu sagen - wohl eher aus Schüchternheit als aus Arroganz. Draußen warf er seine Gitarre auf den Rücksitz eines weißen Audis („hätte mich auch gewundert, wenn er BMW gefahren wäre“, meinte Monsieur noch) und fuhr davon wie jeder normal Sterbliche. Lilli und Monsieur schauten sich an: alles in allem war es ein beeindruckender Abend gewesen.
Lilli legt los - 7. Nov, 08:57