Ich schenk Dir was
Manchmal nehmen Freunde den großen Strolch zu irgendeiner Aktivität mit, zu der Lilli keinen so rechten Zugang hat, z. B. zu La Ronde, einem Vergnügungspark auf einer Insel im Sankt-Lorenz-Strom, wo man sich für viel Geld verschaukeln lassen kann, bis einem schlecht wird. Und manchmal nimmt Lilli den Sohn der Freunde mit, um ihm eine Welt zu offenbaren, in die seine Eltern keine zehn Pferde bringen würde. So war Lilli mit drei kleinen (und doch schon so großen) Jungs diese Woche im Theater, um „Nebbia“ zu sehen, ein Gemisch aus Zirkusvorstellung und Theaterstück. Kein Kindertheater im Gemeindesaal der Kirche, in dem Reihen von Klappstühlen aufgestellt sind, und auch kein Stück speziell für Kinder, sondern ein richtiger großer Saal in Montréal, mit Balkon, roten Plüschsesseln und einem Vorhang mit dicken Falten. Der Junge saß mit aufgerissenen Augen ganz vorn auf seinem Sessel und sog das Geschehen auf der Bühne in sich ein, als hätte er einen eigens dafür gemachten Strohhalm. Eine tiefe Verwunderung erfüllte Lilli da plötzlich, dass das Leben manchmal so ist, dass es einen unvermutet etwas schenken lässt, was sowohl den Beschenkten als auch den Schenker sehr bereichert.
Lilli legt los - 21. Nov, 09:18