Krank ist krank
Zuerst der kleine Strolch, dann der große: wenn so ein Virus erst einmal im Haus ist, nützt auch die beste Hygiene (Bad putzen! Betten abziehen! Zahnbürsten auswechseln!) nicht viel. So war also die Hälfte von Lillis Familie krank, und anstatt Lilli moralisch aufzubauen, der das Badputzen, Bettenabziehen und Zahnbürstenauswechseln so langsam zum Hals raushängt, entrüstet sich die Freundin über Lillis Hartherzigkeit. „Was, kein Fernsehen für die kranken Kinder? Im Bett müssen sie bleiben? Und nicht mal an den Computer lässt du sie?“, fragt sie ungläubig und starrt Lilli an, als hätte sie gerade erfahren, dass Lilli ihre Kinder mit Handschellen ans Bett fesselt und nur einmal am Tag mit etwas Brotsuppe und kaltem Tee abspeist. Lilli nickt trotzig. Jawohl. Kranke Kinder gehören ins Bett, vor allem mit Fieber und Kopfweh. Da sollen sie sich dann so richtig doll ausruhen und langweilen, bis sie wieder gesund sind. Sie sollen schlafen, vielleicht ein bisschen lesen, lange an die Decke starren und darauf warten, dass Lilli ihnen ein Glas Orangensaft vorbeibringt und eine Weile Reversi mit ihnen spielt. Lilli findet, dass auch die Schattenseiten zum Leben dazugehören, und will ihren Kindern nicht vorgaukeln, dass das Leben ein einziges Riesenrad sei. Krank sein ist nicht schön, aber nach drei Tagen Bettruhe gesund werden und wieder in die Schule dürfen – das ist so toll wie Zuckerwatte…
Lilli legt los - 9. Nov, 14:20