Mittwoch, 7. April 2010

Heisser Osterhase

Das kanadische Osterwetter war völlig aus dem Häuschen, da ein Tiefausläufer mexikanische Hitze vor sich her und doch tatsächlich bis nach Montreal geschoben hatte. Selbst in Québec, wo Lilli samt Familie übers Wochenende zu Besuch war, hatte es unglaubliche 29 Grad. Auf den Plaines d'Abraham, einem weitauslaufenden Park mit Blick auf den Sankt-Lorenz-Strom, suhlten sich Hunderte von wärmesüchtigen Leuten im noch braunen Gras. Die jungen Männer hatten ihre T-Shirts ausgezogen und liefen mit grossen Hunden und Frisbees um die Wette, die Mädels liessen die T-Shirts an. Der grosse Strolch und Lilli fuhren Rollschuh und mussten ein ums andere Mal über Schneefelder hoppeln, die trotz der Hitze nicht schmelzen wollten. Das seltsame Wetter - garantiert ein besorgniserregendes Warnzeichen der globalen Klimaerwärmung - fühlte sich an wie Schuleschwänzen: man weiss, dass es nicht in Ordnung ist, geniessst es aber trotzdem.

Angstzustände

Lilli hat vor allem Möglichen Angst: dass es im Sommerurlaub regnet, dass jemand demnächst herausfindet, dass sie im Prinzip eine Mogelpackung ist, dass Monsieur eines Tages tot im Bett liegt. Monsieur hat Angst, zuzugeben, dass er überarbeitet ist und Hilfe braucht. Er hat Angst, seinen Job und damit seine Daseinsberechtigung zu verlieren und keine Antwort mehr parat zu haben, wenn ihn jemand fragt, was er von Beruf ist. Der große Strolch hat Angst, dass er ein Tor schießen könnte, das keiner sieht, oder eine so schlechte Note zu schreiben, dass sein Gesamtergebnis von A+ auf A abrutscht. Nur der kleine Strolch, der hat keine Angst. “Ich hab vor niemandem mehr Angst”, verkündet er stolz. Er hat den bösen Albert auf dem Spielplatz getroffen, im Beisein eines unverhofften gemeinsamen Freundes, und ist seitdem der Meinung, dass der böse Albert ihm aus Loyalität kein Haar mehr krümmen wird. Dass der böse Albert ihn vor ein paar Monaten noch an den Basketballpfosten fesseln wollte, kommt ihm jetzt geradezu lächerlich vor. Der kleine Strolch wölbt selbstsicher die Brust nach vorne. Seit der böse Albert aus dem Weg ist, steht ihm die ganze Welt offen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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