Wo ein Wille ist...
Lilli ist derzeit sehr beschäftigt, was nicht nur daran liegt, dass sie ihren Job von zwei auf drei Tagen pro Woche aufgestockt hat. Es hängt auch damit zusammen, dass die Witterungsverhältnisse so sind, als wollten sie um alles in der Welt verhindern, dass Lilli noch zu anderen Sachen ausser Schneeschippen kommt. Der historische Schneesturm zum Beispiel, der vor einigen Tagen (um Lilli herum ist alles weiss, da verliert man schnell den Bezug zur Zeit) die Ostküste der USA lahmgelegt hat, hat seine Ausläufer natürlich auch bis nach Montréal geschickt, da für ihn, anders als für die europäischen Medien, auch nördlich von New York der Kontinent noch weitergeht. Er hat also massenweise Schnee auf die Stadt abgeladen und stundenlang Schneeflocken horizontal über die Strassen gejagt, dass es eine monochrome Freude war. Nichts ging mehr - Autos, Busse, Züge kamen zum Stillstand. Da beugt man sich bescheiden dieser Naturgewalt, ob man sie nun force majeure oder Act of God nennen möchte, und kommt sich klein und nackt vor. Andererseits: wenn man sich zu Fuss in das Gestöber wagt, merkt man, dass sowohl im Supermarkt wie auch in der Bücherei Leute sind, und auch in Lillis Gymnastikkurs waren sämtliche Teilnehmer anwesend. "Weil ich es will, bin ich hier, nur weil ich es will", denkt man stolz und findet dieses ganze Gestöber auf einmal irre romantisch. Hat man sich doch aufgebäumt, wenn man sich dazu auch einmummeln musste, bis selbst der eigene Ehepartner einen nicht mehr erkennt.
Lilli legt los - 10. Feb, 18:31