Donnerstag, 8. Dezember 2011

Lilli rit jaune

Lillis Frisör, der so hellblond ist, dass es von Weitem aussieht, als ob er eine Glatze trüge, rät ihr, sich unbedingt mal die Hitler-Parodien im Internet anzusehen. Lilli denkt, sie hat noch Shampoo im Ohr und hört nicht recht. Ja, alte Filmausschnitte mit Voice-over, "à crouler de rire", zum Totlachen. Sie sieht sich Gerhart Polt und den Leasingvertrag auf youtube an, ist gleichzeitig peinlich berührt und belustigt. Darf man sowas?

Lilli wird zum Nasenduscher

Nasenduschen ist in. Da gibt es kleine Sprühfläschchen, grössere mit schräger Düse und so kleine blaue Teekannen, die man eher zusammen mit einem Stück Marmorkuchen auf den Tisch stellen denn in die Nase bohren möchte. Die Apothekerin aber holt eine 250 ml-Flasche aus dem Regal und erklärt Lilli, dass sie sich den gesamten Inhalt durch die Nase laufen lassen soll. "Sie halten die Flasche an das linke Nasenloch und warten, bis der Inhalt auf der rechten Seite wieder rauskommt. Und dann umgekehrt." Lilli blickt sie zweifelnd an. Sie ist sich nicht sicher, ob das bei ihrer Nase so funktionieren wird. Oder ob das nicht einer Gehirnwäsche gleichkommt. Oder vielleicht wehtun wird. Aber es steht auf Lillis Rezept, deshalb wird es auch genommen. Abends kocht Lilli dann brav Wasser ab, lässt es auf lauwarm abkühlen, streut die Salzmischung ein und schüttelt kräftig. Ein Ritual wie das eines Kokainabhängigen. Dann hält sie sich die Öffnung an die Nase und drückt zu. Lange passiert gar nichts. Dann aber tröpfelt, nein rinnt die Lösung tatsächlich zum anderen Nasenloch hinaus ins Waschbecken. Nicht unangenehm, das Ganze, so wie ein Frühlingsputz auch nicht unangenehm ist, weil man das befriedigende Gefühl hat, jetzt endlich mal so richtig dem ganzen Dreck zuleibe zu rücken.

Eine ganz neue Art, in sich zu gehen.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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