Dienstag, 27. August 2013

Von der Schwierigkeit, Geld auszugeben

Zuerst geht Lilli Schulhefte, Bleistifte, 5 mm kariertes und 6 mm kariertes Papier kaufen sowie liniertes Papier und natürlich Ordner, denn dieses Jahr muss der grüne Ordner dünner und der rote dicker sein als letztes Jahr. An der Kasse erhält sie freundlicherweise eine Gutschrift über 10 $ bei Sears, einem derart deprimierenden Kaufhaus, dass Lilli dort nur den Fuss hineinsetzt, wenn sie eine neue Batterie für die Küchenuhr braucht - und dann auch nur widerwillig. Jetzt aber braucht der kleine Strolch einen neuen Wecker, da passt es ja. An der Kasse erfährt sie, dass ihr Gutschein für Uhren nicht gilt. Gut, beim Reingehen kam sie an einem Regal mit Lindtschokolade vorbei, dann haut sie den Gutschein eben dafür auf den Kopf. Sie steht an einer zweiten Kasse an, an der ihr erklärt wird, dass sie alles kaufen kann mit ihrem Gutschein ausser Schokolade. Und Artikeln, deren Preis mit 97 Cents aufhört. Und natürlich Uhren.

Verzweifelt sieht Lilli sich um. Socken? Lilli hasst Socken. Männerunterhosen? Kosten auch hier mehr als 10 $. Ein Spielzeug? Hier gibt es nur Scheusslichkeiten aus Plastik. Schliesslich steht Lilli in der Küchenabteilung und sucht sich eine Teflonröstschaufel aus. Deren Preis mit 97 Cents aufhört... Sie atmet tief durch, greift sich einen Sparschäler für 11,88 $ und stellt sich zum dritten Mal an einer Kasse an.

Freundlich aber bedauernd blickt die Kassiererin zu ihr auf: "Ich kann den Gutschein nur für einen Kauf über 10 $ einlösen."
"Aber der Schäler kostet doch 12 $, wo ist das Probem?", fragt Lilli und hält sich an der Theke fest, bis die Fingerknöchel weiss anlaufen.
"Heute gibt es 20% Rabatt", erwidert die Kassiererin noch bedauernder.

Lilli starrt sie an, die Kassiererin starrt zurück. Irgendwo weint ein Kind.
"Ich kann Ihnen den Artikel aber auch zum vollen Preis verkaufen und den Gutschein dann anrechnen", schlägt die Kassiererin letztendlich vor.

Die Frau weiss es zwar nicht, sie hat sich in dem Moment aber selbst das Leben gerettet.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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