Lilli fasst sich an die Nase
Lilli schaut sich ein funkelnagelneues Baby an. Es ist lediglich mit einer Windel und einem Body bekleidet, während alle anderen Anwesenden lange Hosen, T-Shirts und Pullis tragen. Es wird nach dem Stillen in sein Bettchen gelegt, wo es grimassenschneidend die Beine an den Bauch zieht und nicht sehr glücklich dabei aussieht. Schlafsack gibt es keinen. Die Mutter wird russisch mit dem Kind sprechen, der Vater französisch, "aber Englisch wird auch dazukommen, vielleicht so jeden Tag abwechselnd". Im Kindergarten angemeldet sind sie noch nicht, obwohl sie auf den Platz in einem halben Jahr angewiesen sein werden und es damals bei den Strolchen drei Jahre dauerte. Wie sie es denn mit dem Spazierengehen machen, will Lilli wissen, "jetzt, wo das Wetter schon so schlecht ist?" "Nun, wir gehen schon raus, aber halt nicht jeden Tag", sagt die Mutter. Lilli hält an sich, sie will keine guten Ratschläge geben, das hat sie selbst damals gehasst. "Ich hab Euch ein Nussbrot mitgebracht und eine CD mit Schlafliedern", sagt sie, anstatt sich über Raumtemperaturen, Bauchreiben und dreisprachige Kindererziehung auszulassen. Dann geht sie nach Hause und begrüsst die Strolche auf deutsch, was sie schon mindestens seit vier Jahren nicht gemacht hat. Besser, sich an der eigenen Nase zu fassen, als auf der von anderen Leuten herumzutanzen.
Lilli legt los - 27. Okt, 19:11