Lilli bei den Staubfängern
Lilli ist glücklich. Trotz Grippe letzte Woche hat sie es heute geschafft, auf den Kunsthandwerksmarkt zu gehen, der jedes Jahr vor Weihnachten in Montréal stattfindet. Eine Messehalle voller Stände, an denen Getöpfertes, Gestricktes, Gemaltes, viel Schmuck und gläsernes Allerlei angeboten wird. Gekauft hat sie dieses Jahr genau ein handgewebtes und bei Mitternacht und Wolfsgeheul gefärbtes Biobaumwoll-Geschirrhandtuch, das sie ihren Eltern noch in einem Briefumschlag schicken kann. Aber egal, sie freut sich an dem Handgemachten, das in ihr ein zartes Band zum Schwingen bringt, als sei sie unter Gleichgesinnten, obwohl sie selbst schon lange keine Stricknadel mehr in der Hand hatte. Das ist doch was Schönes, all diese Kreativität, all diese nicht-industriellen Sachen, die vielleicht nicht ganz gerade daherkommen, dafür aber eine Geschichte zu erzählen haben. Im Messekaffee sitzen überwiegend Frauen über 50, die 25 % Männer scheinen eher als Fahrer und gutmütige Tütenträger mitgekommen zu sein. Als sich eine junge Frau mit einem Zwillingskinderwagen dazu setzt und anfängt, erst das eine winzige Baby mit Zipfelmütze, dann das andere zu stillen, nicken ihr die Leute aufmunternd zu und lächeln. "Oh, c'est donc ben petit, c'est donc ben beau", sagen sie und denken an ihre eigenen Kinder zurück. Ein schöner Montagnachmittag in Montréal.
Lilli legt los - 17. Dez, 17:38
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