Begonnen wird mit einem Rückblick: So sah es am 28. Februar 2008 bei mir aus...

Anfang der Woche war mein kleiner Sohn krank, seit gestern liegt der große Sohn mit Grippe im Bett und jammert. Ich jammere auch, denn seit Sonntagabend bin ich nur ein einziges Mal aus dem Haus gekommen – zum Schneeschippen. Ich sehne mich nach Bewegung und Sonne. Beim Durchsehen der Urlaubsfotos von vor zwei Wochen wird mir klar, dass es nicht nur an der niedrigen Auflösung der Bilder liegen kann, dass meine Oberschenkel neben denen meiner 18-jährigen Nichte so aussehen wie ein zusammengeknülltes Stück Küchenkrepp neben einem Pfirsich. Ich muss unbedingt mehr Sport treiben – aber wann? Wenn die Kinder nicht gerade krank sind, sitze ich den Tag über am Schreibtisch, bis meine zwei Strolche um 16 Uhr aus der Schule kommen. Danach besteht unser Programm aus Kaffeetrinken und Erzählen, Hausaufgabenmachen, Kochen, Essen, Duschen, Gute-Nacht-Geschichte Vorlesen, Geschirrspülmaschine einräumen, Wäsche zusammenlegen… vor 20 Uhr 30 ist an Sport nicht zu denken, und danach – tja, danach bin ich einfach zu müde. Vielleicht wäre der Beitritt in einen Verein die Lösung? Da gibt es schon auch Abendkurse, aber da Monsieur nie pünktlich nach Hause kommt, wäre mehr als eine sporadische Beteiligung nicht drin. Meine Oberschenkel aber schreien nach regelmäßiger Beanspruchung, deshalb muss irgendein anderes Zeitfenster freigeschaufelt werden (im kanadischen Winter dreht sich eben alles ums Schaufeln). Tagsüber, während die Kinder in der Schule sind? Jaha, habe ich probiert, klappt aber nicht. Da macht mir wohl meine schwäbische Erziehung einen Strich durch die Rechnung, denn tagsüber muss man arbeiten und Vernünftiges tun, da kann man sich doch nicht einfach Zeit für sich nehmen! Die Schwäbin in mir stemmt die Arme in die Hüften und blickt missbilligend. Außerdem fände ich doch nicht den richtigen Zeitpunkt: vor dem Mittagessen habe ich zu viel Hunger, danach bin ich zu voll, und selbst wenn ich gleich morgens die Sportklamotten anziehe und losjogge, sobald die Kinder die Haustür zugeworfen habe, denke ich an alles, was ich in dieser Zeit erledigen könnte oder sollte, und komme vor lauter Schuldgefühlen aus dem Tempo. Da ich keine neue Zeit einfach so herzaubern kann (obwohl meine Kinder das manchmal zu glauben scheinen), gibt es nur einen Ausweg: weniger schlafen. Und so entschließe ich mich dazu, ab jetzt dreimal die Woche morgens eine halbe Stunde früher aufzustehen, um mich aus dem Haus zu stehlen und zu laufen, während die zwei Strolche und Monsieur noch in den Federn liegen.

Ob ich das aushalte? Und ohne Frühstück? Das werde ich gleich morgen ausprobieren.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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