Wie das morgendliche Laufen vor den Toren von Montréal mich nicht nur in Form, sondern auch auf allerlei Gedanken bringt...
Nachtgezwitscher - 9. Dez, 12:19
Schön, das legt offen, wie hochgradig lächerlich so eine zur Schau gestellte geballte Wut sein kann. Gleichzeitig macht es traurig, dass ein ganzes Volk so einem Menschen auf den Leim gegangen ist. Und richtig so, warum sollte man irgendeine Art von Respekt vor dem Verursacher solcher historischer Katastrophen haben. (Meinung aus Deutschland von einer Deutsch-Französin)
Mir ist in der Schule so viel Schuldgefühl eingetrichtert worden, dass ich denke, an dieser Narbe sollte man nicht kratzen. Auch nicht auf "humorvolle" Weise.
Nachtgezwitscher - 11. Dez, 08:29
Mir auch, und im Nachhinein macht mich das wütend. Denn: Was hab ich damit zu tun!? Mutter Deutsche, Vater Franzose: Mit wem soll ich mich da identifizieren? Bin ich eine von den Guten oder eine von den Schlechten? Außerdem stamme ich aus einer anderen Generation. Diese Schuldgefühle sind ein Politikum, genauso wie Nationalgefühle es sind. Schuldgefühle haben sollen die, die etwas getan oder hätten tun können. Alle Jüngeren können einfach nichts mehr dafür. Du siehst schon, das bringt eine Saite zum Klingen. Natürlich muss das Wissen um solche Katastrophen weitergegeben werden, aber die Schuldgefühle, die hätten sie sich sparen können...
... und die wurden uns auch nicht eingetrichtert. Im Gegenteil, man war sehr bemüht, diese Zeit (in meiner Schulzeit) absolut nicht zu erwähnen.
Der Geschichtsunterricht hörte mit dem Jahr 1914 auf, die Meinung war - Geschichte beginnt erst mindestens 50 Jahre später, solche zu sein.
Wir sind die Spätgeborenen und außerdem ist Sippenhaftung nicht zulässig.
P.S.
Abgesehen davon, waren und sind die Österreicher Meister im Verdrängen - kein Renommée, aber eine Tatsache.
An Nachtgezwitscher: Ein Hoch auf Mischehen! Sie räumen mit Nationalgefühlen auf und stellen das Individuum in den Vordergrund. Und Sie haben vollkommen recht: Wissen ist wichtig, vererbte Schuldgefühle sind dagegen nicht konstruktiv.
An Elisabetta: Ich bin platt. Kein Wort nach 1914? Das war bei uns anders. Wir hatten den zweiten Weltkrieg nicht nur in Geschichte, sondern auch in Deutsch und in Religion. Und wahrscheinlich auch noch in Erdkunde und Kunst, aber das waren nicht so meine Fächer.
Über Lilli
Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.
Nein, Schuldgefühle kenne ich nicht...
Der Geschichtsunterricht hörte mit dem Jahr 1914 auf, die Meinung war - Geschichte beginnt erst mindestens 50 Jahre später, solche zu sein.
Wir sind die Spätgeborenen und außerdem ist Sippenhaftung nicht zulässig.
P.S.
Abgesehen davon, waren und sind die Österreicher Meister im Verdrängen - kein Renommée, aber eine Tatsache.