Erledigt

Lilli hat es geschafft. Sie hat endlich das Geburtstagsgeschenk für ihre Schwester auf die Post gebracht, mit nur zweieinhalb Wochen Verspätung. Lillis Schwester ist aber auch schwer zu beschenken: meist hat sie an den Opfergaben etwas auszusetzen und ist zutiefst beleidigt, wenn der Schenkende ihren Geschmack nicht haargenau getroffen hat. Als ob sie diesen kitschigen Maler gut finden könnte! Als ob ihr dieses Rostrot stehen würde! Und überhaupt, sie trägt doch gar keine Schals! Ein Buch von Amazon, fauler geht's ja nicht, und noch nicht mal in Geschenkpapier verpackt! Und SILBERschmuck! Wo sie doch allergisch ist... Lilli traut sich inzwischen nur noch, Bücher zu schenken, und ist nach einem letzten Anpfiff darauf übergegangen, nur noch solche Titel zu verschenken, die sie persönlich gelesen und für gut befunden hat. Wenn Lillis Schwester das dann auch Schrott findet, hat wenigstens auch mal Lilli einen Grund, tief beleidigt zu sein...

Wozu war Schenken noch mal gut?
T.M. (Gast) - 12. Apr, 12:15

Schenken ist gut, um dem Schenker ein gutes Gewissen zu machen. Ja, ich weiß, ziemlich unromantisch und so. Aber es bringt ja nichts, die Augen vor der Realität zu verschließen.

Nachtgezwitscher - 12. Apr, 13:20

In dem Fall vielleicht, aber sonst gibt es doch auch die Freude am Schenken.
muellerto - 13. Apr, 02:35

Bei Kindern, ja, und zwar bei kleinen. So ab 10 verändert es sich, da werden Geschenke dann verglichen und es kann schon sein, dass der Nachbarsjunge einen grösseren Modellhubschrauber bekommen hat als man selber. Das trübt dann die Freude nicht nur beim Beschenkten, sondern auch beim Schenkenden. Bei Erwachsenen relativiert es sich dann ganz erheblich. Schenken wird dann seitens des Schenkenden schnell zum Zwang, zum Ritual, zur Last, und völlig sinnentleert. Ich kenne Leute, die verschenken gnadenlos weiter, was sie selbst geschenkt bekamen und nicht gebrauchen können.
Lilli legt los - 14. Apr, 11:37

Manchmal...

hält einen die Arbeit von den wichtigsten Dingen im Leben ab, wie z.B. auf Kommentare im eigenen Blog antworten! Deshalb also mit Verspätung: in vielen Fällen schenke ich tatsächlich, um ein gutes Gewissen zu haben (und bin damit garantiert nicht die einzige!). Was mir aber wiederum ein schlechtes Gewissen macht, da ich ja genau weiss, dass Schenken von Herzen usw. Hier beisst sich also die desillusionierte Katze in den Schwanz!
Lilli legt los - 14. Apr, 11:39

Liebes Nachtgezwitscher,

Freude am Schenken kommt, wenn man das Geschenk persönlich überreichen kann und sich der Beschenkte auch tatsächlich darüber freut.... und dann gibt es noch die Vorfreude, also die Freude an der Freude, die man mit dem Geschenk machen wird. Und es gibt Leute (s.o.), die sich über gar nichts zu freuen scheinen.
Lilli legt los - 14. Apr, 11:45

Lieber Herr Müllerto,

Modellhubschrauber, Playstation, Fahrrad - die Geschenke heutzutage ufern ins Uferlose aus. Und dann freuen sich die Kinder wieder über die Tüte Gummibären, die sie ganz unverhofft geschenkt bekommen. Ja, Schenken ist eine Kunst oder aber einfach nur eine leere Geste wie die Frage, wie es einem geht.

Und wie finden sie die kunstvoll eingepackte billige Pralinenschachtel?
T.M. (Gast) - 14. Apr, 12:40

Das beste Geschenk ist manchmal etwas ganz Banales, aber in dem Augenblick ist es vielleicht unbezahlbar. Etwas, wonach man schon ewig sucht, oder das einen weiterbringt, das einem einen Weg aufzeigt, den an vielleicht nicht allein zu finden in der Lage war, oder etwas, das man mal besass, dann verlor und seitdem schmerzhaft vermisst [1]. Nicht zuletzt auch Zeit oder ein besonderes Erlebnis [2]. Ich habe letztens einem 12jährigen einen Stein [3] geschenkt. - Eine Verpackung (bitte verzeihen Sie mir die flegelhafte Ignoranz) fällt mir meist gar nicht auf oder wenn, dann als Hindernis.

[1] Ich erlaube mir inzwischen immer wieder mal einen Kauf bei eBay, wo ich mir etwas zulege, das ich als Kind mal besass, beispielsweise einen Rechenstab (unschätzbar so ein Ding).

[2] z.B. Camping mit Zelt und Lagerfeuer und so

[3] Dieser Stein hat den persönlichen Namen eingraviert und ist in der Stadt im Strassenpflaster verlegt. (Damit verbunden war eine Spende für einen bestimmten Zweck.) Dieses Geschenk war zwar in seiner offensichtlichen Nutzlosigkeit sehr merkwürdig, wurde aber, glaub ich, doch als ziemlich cool befunden.
tpl - 12. Apr, 17:01

eigentlich, so vor ein paar stunden, wollte ich noch ganz was anderes schreiben. irgendwas lustiges o "tröstendes".

jetzt muss ich sagen, du hast es gut.

ich wollte mit meinem bruder zum 60sten des vaters den eltern ein verlängertes we mit radfahren, sommer, buschenschank schenken. kann ich aber nicht mehr.
gestern hat er unserer mutter gesagt, dass er sich trennen will....

Lilli legt los - 14. Apr, 11:48

Macht er sich da selbst ein Geschenk damit? Und wie nimmt man das als erwachsenes Kind auf? Fühlen Sie sich jetzt so im Stich gelassen wie Ihre Mutter? Oder bemühen Sie sich, die Motive des Vaters verstehen zu wollen?
tpl - 14. Apr, 14:46

geschenk an sich selbst, mhm. vielleicht, aus seiner sicht. so wie ich ihn kenne, geht es hier aber nicht um "jetzt bin ich mal zu mir selbst gut..." sondern eher um feigheit u angst. beides in kombination mit nichtbereitschaft, konflikte auszutragen, kompromisse zu machen, dem akzeptieren, dass sich dinge / menschen im laufe der zeit verändern.
ich selbst nehme noch gar nix auf (bis auf das, dass ich versuche die mutter so gut es geht zu stützen u zu beruhigen). kann ich auch nicht. zu mir hat er ja (siehe oben) noch nix gesagt....

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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