Ein halbes Kilo Pädagogik, bitteschön

Die Basketballtrainerin des kleinen Strolches ist ein Bulldozer. Sie schreit die Kinder an, jagt sie im Zwei-Minutentakt der Länge nach über das Spielfeld, ist permanent schlechter Laune oder stinksauer. Jedenfalls wirkt sie so vom Rande des Spielfelds, und selbst als der kleine Strolch (endlich) einen Punkt macht, nimmt sie ihn zur Seite, um ihm mit gerunzelter Stirn vorzuhalten, was alles nicht richtig war. Er soll seine linke Hand mehr einsetzen, das haben sie jetzt schon seit September geübt, wer das jetzt immer noch nicht kann, verdient keinen Platz in der Mannschaft und kann nach Hause gehen. So geht das über Wochen, bis der kleine Strolch weinend bei Lilli in der Küche sitzt und gar nicht mehr Basketball spielen will, weil er ja doch immer nur ausgeschimpft wird. Lilli trifft sich mit der Trainerin und fragt sie, wie sie den kleinen Strolch generell so einschätzt. "Ein vielversprechender Spieler, grosses Talent, trainiert gut mit und zeigt, vor allem seit ein paar Wochen, Fortschritt um Fortschritt", sagt die Dame. Sie sieht sehr böse dabei aus. Sie spricht böse, runzelt die Stirn, die dunklen Augen schauen düster drein. "Nun, es wäre gut, das dem kleinen Strolch mal zu sagen, denn er hört immer nur das Gegenteil", meint Lilli daraufhin. Die anschliessende Diskussion läuft darauf hinaus, dass die Trainerin dem kleinen Strolch (wahrscheinlich zum ersten Mal seit September) versichert, dass sie grosse Stücke auf ihn hält und versuchen wird, ihn das auch merken zu lassen. Von positiver Verstärkung oder anderen pädagogischen Konzepten hat sie wohl schon gehört, wenn sie auch noch nie versucht hat, sie in ihr Training einzubinden. Der kleine Strolch läuft rot an, will trotzdem zuerst das Training fallen lassen und stimmt schliesslich widerwillig zu, noch ein paar Wochen dranzuhängen. Und die Kritik der Trainerin nicht persönlich zu nehmen. Hinterher ist Lilli so erschöpft, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Schliesslich sind sie zu dritt auch ein ganzes Stück Weg gegangen. Ob es genug war, um dem kleinen Strolch die Freude am Basketball wieder zu bringen, wird sich zeigen.

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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