Es lebe der Bankautomat

Einmal im Jahr spricht Lilli mit einem Bankmenschen. Im Februar heisst es nämlich, Geld für die Rente auf die Seite zu häufen, da in Kanada kein Mensch von der staatlichen Rente allein leben könnte und der Staat deshalb verschiedene Anreizprogramme konzipiert hat, die das Selbersparen schmackhaft machen sollen. Lilli mag keine Bankmenschen, und dieser hier ist keine Ausnahme. Er fragt Lilli, ob sie denn Zugang zum Internetbanking hat, was Lilli wahrheitsgemäss verneint. Fast unmerklich (aber nur fast!) zieht er die Augenbrauen zusammen und bietet Lilli an, ihr zu erklären, wie es geht, und dass es ganz einfach sei. Lilli erklärt ihm daraufhin, dass sie lieber zum Bankautomaten gehe, so richtig persönlich, um dort Geld abzuheben und Rechnungen zu bezahlen. Und dass sie es richtig gern habe, wenn dort ein kleiner Beleg ausgedruckt wird, den sie in ihren Geldbeutel steckt, um ihn hinterher mit ihrem Bankauszug (auf Papier! per Post!!!) zu vergleichen. Sie muss wohl einer der letzten lebenden Menschen unter 80 sein, die noch so altmodisch vorgehen.

Wahrscheinlich geht sie deshalb so gern zum Automaten. Der fragt solche Sachen nämlich nicht, und Augenbrauen hat er auch keine.
T.M. (Gast) - 23. Feb, 06:29

Also diese Lilli ist ja wirklich ... (Herr Müller vollzieht an dieser Stelle grinsend ein Augenrollen). Kein Online-Banking ... aber warum denn nur? Ich mach seit zehn Jahren alles online, praktisch meinen gesamten Zahlungsverkehr inkl. Rechnungen aller Art, Anlage, Altersvorsorge, Versicherungen, Steuern. Zum Automat geh ich zweimal im Jahr, denn man braucht nach wie vor bisschen Kleingeld für den Milchautomaten oder beim Eismann. Münzen schleppe ich allerdings oft monatelang mit mir herum. Einer der Hauptgründe für Online-Banking war seinerzeit übrigens, genau jenen unangenehmen Gesprächen auf der Bank zu entkommen - kein einziges mehr seitdem.

Lilli legt los - 23. Feb, 17:36

Äh, Angst vor Viren, Hackern und anderen grossen bösen Wölfen, die mir meine kümmerlichen Ersparnisse aus dem Computer ziehen? Gefühlter Kontrollverlust durch zunehmende Virtualisierung des Geldscheins? Oder einfach psychologischer Widerstand gegen Neuerungen... suchen Sie sich's aus. Lilli mag's eben lieber konkret. Viel wichtiger ist aber: was ist ein Milchautomat? So was wie ein Bankautomat, nur mit Milch anstatt Bargeld? Sehr mysteriös.
T.M. (Gast) - 24. Feb, 01:03

Ein Milchautomat ist ein sehr cooles Ding. Gibt's hier auf vielen Bauernhöfen. Ist meist ein umgebauter Kühlschrank, der an der Vordertür einen Hahn und einen Münzeinwurf hat. Im Innern befindet sich gekühlt eine ordinäre Milchkanne, aus welcher eine elektrische Pumpe nach Einwurf eines Frankens einen Liter Milch nach oben saugt und aus dem Hahn rinnen lässt. Dort muss man dann eine mitgebrachte Flasche drunterhalten. Es handelt sich dabei um gänzlich unbehandelte Frischmilch, die also noch alles enthält. Ich hab schon prima Käse aus solcher Milch gemacht. Dabei ist es ein interessantes Phänomen, dass der Bauer den vollen Preis erhält, ohne dass Zwischenhändler ihre Margen davon abziehen, und es ist für den Kunden immer noch billiger als im Supermarkt, so eine win-win-Sache also. Ausserdem schaut einem oft die gehörnte Erzeugerin beim Abzapfen über die Schulter, während einem unten eine Miezi um die Beine streicht ...
Lilli legt los - 24. Feb, 17:59

Wirklich sehr cool. Noch direkter von der Kuh geht es nur, wenn man selber melkt. Was hat im Gegensatz dazu unsere Milch alles durchgestanden, bis sie der Milchmann Freitag morgens bei uns abliefert!

Auch die Schweinefotos des Bauernhofs sind sehr schön.
Elisabetta1 - 23. Feb, 09:15

Ui Ui Ui..... kein Onlinebanking?

Selbst Elisabetta aus dem kleinen Österreich ist Online_Mitglied in der großen weiten Bankenwelt und das seit vielen Jahren ;-))
Notwendigerweise mußte ich meinen inländischen Zahlungsverkehr viele Jahre von Holland aus erledigen und da war Online-Banking die einfachste Möglichkeit.
Bei uns ist man aber gerade erst dabei, diese Art Bankautomaten "einzuführen", die nach und nach die Menschen ersetzen (sollten), bis jetzt konnte man das Geld noch per Erlagschein persönlich am Schalter einzahlen.

Lilli legt los - 23. Feb, 17:37

Zahlungsverkehr über Holland, das klingt nach Drogenhandel und Schlimmerem! Frau Elisabetta!
Elisabetta1 - 23. Feb, 17:56

Leider/Gottseidank nein!

Denn wäre das so gewesen, wäre ich heute entweder ziemlich wohlhabend oder schon tot und beides trifft in dem Fall nicht zu.
Den fixen Wohnsitz/Lebensmittelpunkt in Österreich habe ich während meiner langjährigen Aufenthalte in Holland nicht aufgegeben und die Droge "Liebe" ist nicht strafbar. ;-)

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Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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