Strolche

Dienstag, 30. Oktober 2012

Here comes Dead Mous5

Weil Lilli nicht so der Bastelexperte ist, wurde es erst auf den zweiten Anlauf einigermassen gut. Aber jetzt freut sich sogar Lilli ein wenig auf morgen...

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Montag, 15. Oktober 2012

Die Halloween-Tortur

Jedes Jahr gibt es Halloween, es geht kein Weg daran vorbei. Der grosse Strolch ist jetzt mit 13 zu alt, um von Tür zu Tür zu gehen und Süssigkeiten zu erbetteln - hat Lilli dekretiert, einfach so. Um dem Elend ein Ende zu setzen, denn die ganze Aufregerei mit Kostüm und Schminke geht ihr auf die Nerven, noch dazu, weil die Schule ja ganz enge Grenzen setzt: keine Maske, kein Blut, keine Gewalt, keine Waffen - die Kinder könnten sich ja fürchten, deshalb wird in der Schule nur ein "lustiges", ein "sanftes" Halloween gefeiert, das so sinnentleert ist wie ein schlaffer Luftballon. Der kleine Strolch aber will noch bei Halloween mitmachen und überlegt eifrig, was für ein Kostüm er sich basteln könnte. Dead Mau5 will er sein, aber wie bekommt er so einen runden Kopf hin? Mit einem Karton vielleicht? Lilli hat grosse Bedenken, ermutigt ihn aber, die Bastelei einfach mal anzufangen. Ob wohl irgendwo im Haus ein alter Globus sei, den er haben könnte? Oder ob er sich einen ausgehöhlten Kürbis auf den Kopf setzen könne? Lilli ist skeptisch. Letztes Jahr ging der kleine Strolch als Zahnpasta und der grosse als Zahnbürste, alles selbstgebastelt und demnach schwer zu erkennen. Lilli weiss aus Erfahrung, dass komplizierte Pläne, die erst in letzter Minute in die Tat umgesetzt werden, oft aus Frustration in einer Ecke landen. Sie schaut schon mal, ob sie ein Leintuch entbehren kann, in das man schnellschnell am Morgen des 31. Oktobers ein paar Löcher als Gespensteraugen schneiden könnte.

Montag, 24. September 2012

In aller Freundschaft

Der kleine Strolch liebt seinen Freund. Auch wenn derselbe Freund in letzter Zeit etwas doof ist und Sachen macht, mit denen der kleine Strolch nicht einverstanden ist. Zum Beispiel ihn mit Parfüm bespritzen, auch wenn er das nicht will. Ihm ein zufällig gefundenes Bonbon in den Mund stecken, auch wenn er das nicht will. Ihn mit seinem iPod auf dem Spielplatz beim Klettern filmen, auch wenn er das nicht will. Lilli brodelt innerlich, wenn sie solche Berichte hört, und erklärt ruhig, aber bestimmt, dass ein richtiger Freund den Anderen respektiert, und dass der kleine Strolch sich sowas nicht gefallen lassen soll. Lilli mag den Freund schon länger nicht: er hat so einen bestimmenden Ton an sich, ist albern und fest mit seinen elektronischen Spielgeräten, die stets auf dem neuesten Stand gehalten werden, verschweisst. Der kleine Strolch aber, weiss der Himmel warum, will ihn nicht verlieren. Bei dem Gedanken, der Freund könne sich verletzt fühlen und sich von ihm abwenden, fängt er an zu weinen. Ein Verbot aber, so glaubt Lilli, ginge bestimmt nach hinten los. Jetzt hofft Lilli, dass sich der Freund noch einmal so richtig daneben benimmt - dann nämlich wird sie sich ihn vornehmen. In aller Freundschaft, versteht sich.

Samstag, 1. September 2012

Olympische Strolche

Seit Olympia im Fernsehen kam und ausgiebig von den Männern des Hauses begutachtet und kommentiert wurde, schwimmt der grosse Strolch im Freibad Bahnen. Der kleine Strolch schwimmt rückwärts vor ihm her und hält dabei eine gelbe Poolnudel waagerecht in beiden Händen auf der Wasseroberfläche. "Was machst Du?", fragt Lilli ihn stirnrunzelnd. "Ich mache den Weltrekord", erklärt der kleine Strolch und strampelt schnell mit den Beinen, damit der grosse Strolch ihn nicht erwischt.

Montag, 20. August 2012

Sie baden gerade Ihre Hände drin

Wer "Wenn Kinder stehlen" googelt, findet bald erschreckende Erlebnisberichte von Eltern, bei denen plötzlich die Polizei oder ein Ladenbesitzer anruft, weil ihr Kind dabei erwischt wurde, eine X-Box oder Parfümflasche gestohlen zu haben. Die Eltern fallen aus allen Wolken, sind enttäuscht, zornig und beunruhigt zugleich, denn wenn Kinder auch nicht strafmündig sind, hat man doch Angst, dass dies den Anfang der schiefen Bahn darstellt, von der sie dann direkt zum Drogenhandel rutschen. Oder dass sie stehlen, weil sie erpresst werden oder ihre Freunde eine derartige Mutprobe von ihnen verlangen - alles sehr erschreckende Szenarien.

Der kleine Strolch hat lediglich zugegeben, in der Schule Bleistiftminen, Aufkleber und Spielgeld gestohlen zu haben. Ach, das leidige Spielgeld - eine schlechte gute Idee, die die Kinder dazu anhalten soll, eifrig zu lernen, denn wer durch richtige Hausaufgaben und eifriges Antworten viel Spielgeld sammelt, kann es einmal im Monat gegen ein Privileg eintauschen. Das kann eine extra Stunde Sport sein, ein hausaufgabenfreier Tag oder ein Mittagessen mit der Lehrerin, jedenfalls ein Ansporn und daher - theoretisch - pädagogisch sehr wertvoll. Nur, dass die Kinder dann so auf das Spielgeld fixiert sind, dass sie Wege finden, dieses auch anders zu ergattern, sei es aus dem Pult eines Mitschülers oder direkt aus der Kasse. Der kleine Strolch hat diese Missetat also nun gestanden und Lilli schimpft ihn aus dafür, denn Stehlen ist Stehlen, ob es sich nun um Spielgeld handelt oder nicht.

Hinterher googelt sie eine Weile, was andere Eltern so zu berichten haben. Dann heult sie ins Spülwasser. In zwei Wochen haben sie einen Termin bei einer Psychologin.

Mittwoch, 15. August 2012

Das ist die Frage

Fast ein Monat ist es jetzt her, dass der kleine Strolch sein Schuldbewusstsein entdeckt und darüber so ziemlich jegliches Richtungsgefühl fürs Leben verloren hat. Seit er gebeichtet hat, was so alles schief gelaufen ist im letzten Jahr, meint er, seine Freunde meiden zu müssen, diejenigen also, die es so lustig fanden, wenn er gemeine oder vulgäre Sachen sagte, sarkastisch war oder Andere verspottete. Deshalb steht er jetzt etwas allein im Leben und fragt sich, wer er eigentlich ist und was so aus ihm werden soll. Dass Lilli ihm aufzeigt, dass er noch etliche Jahre vor sich hat, bevor er allein durchs Leben zu ziehen und schwerwiegende Entscheidungen zu fällen hat, beruhigt ihn nur zeitweise. Er will, dass man ihm die Richtung weist, und fragt nach, was eigentlich ein Dreijähriger schon wissen müsste, der Sicherheit halber: Ist es schlimm, dass ich zuviel Zahnpasta genommen habe? Ist es schlimm, zu X. gesagt zu haben, dass er mit seinem Skateboard keinen Ollie hinbekommen würde? Ist es schlimm, dass ich im Freibad ins Becken gepinkelt habe? Lilli geht diese Fragerei gegen den Strich, ohne recht erklären zu können, warum. Dann geht ihr ein Licht auf. "Frag lieber: ist es gut?", schlägt sie vor. Denn daraus sollte doch das Leben bestehen, aus der Suche nach dem Guten, nicht aus dem Vermeiden des Schlimmen.

Ist es gut? Ja, das ist eine gute, nützliche Frage. Daran werden wir uns eine Weile festhalten können.

Dienstag, 17. Juli 2012

Die Pubertät - hoffentlich

Hoffentlich hat der kleine Strolch im Moment nur Pubertät. Vor zwei Wochen hat es langsam angefangen, das Beichtenmüssen von kleineren und grösseren Ungehorsamkeiten. Telefonanrufe bei Fremden, vulgäre Ausdrücke, heimliches Fernsehen und viel verbotenes Spielen von gewalttätigen Computerspielen bei Freunden. Bis er sich raufgeschaukelt hatte zu zwanghaftem Widerkauen von Selbstanschuldigungen, Weinanfällen und Angstzuständen vor Depression und Selbstmord. Wenn Ihr Elfjähriger plötzlich von Selbstmord redet, denken Sie erst mal, Sie haben grad den irrsinnigsten Albtraum und möchten nur ganz schnell aufwachen.

Nun, aufwachen ist nicht. Dem kleinen Strolch geht es nicht gut und Lilli, die gerade eigentlich Urlaub hat, bringt die Tage mit Zuhören, Trösten und Auf-andere-Gedanken-Bringen rum, so gut sie kann. Dem kleinen Strolch hilft es ein bisschen, wenn Lilli ihm sagt, dass das alles wieder vorbeigehen wird. Wenn nur jemand Lilli das Gleiche versprechen würde...

Mittwoch, 30. Mai 2012

Gnadenfrist

Wenn Lilli morgens läuft, trägt sie alte Jogginghosen, das T-Shirt vom Vortag und einen Wuselkopf, dem trocken keine Bürste gewachsen ist. Deshalb ist es ihr direkt peinlich, als sie plötzlich den grossen Strolch mit all seinen Freunden auf dem Schulweg trifft. Er aber winkt schon von weitem und ruft "Halloooo, Mamaaaa" über die Strasse. Er ist wirklich noch kein Teenager.

Sonntag, 20. Mai 2012

...

Der grosse Strolch hat sein Fahrrad am Sportplatz vergessen, da Monsieur ihn anfeuern kam und sie hinterher zusammen im Auto heimgefahren sind, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, mit welchem Fortbewegungsmittel der grosse Strolch eigentlich zum Training gekommen war. Besser gesagt, er hat Lillis Fahrrad vergessen, da sein eigenes einen Platten hatte. Und den Helm natürlich mit dazu. "Aber angeschlossen war es doch?", fragt Lilli. "Nein", presst der grosse Strolch durch die Lippen und kämpft mit den Tränen. Am Trainingsplatz angekommen, stellt Lilli fest, dass ihr 20 Jahre altes Fahrrad durchaus noch Materialwert besitzen musste, denn es ist wie vom Erdboden verschluckt. "Da wird abends systematisch eine Säuberungsrunde gedreht, die sammeln alles ein, was tagsüber vergessen wurde, iPods, Wasserflaschen, Jacken, alles", bestätigt die Polizei. Lilli ist sauer. Auf die Diebe, auf Monsieur, auf den grossen Strolch, auf die Vergesslichkeit von Vater und Sohn, auf die Nachlässigkeit, mit der der grosse Strolch mit seinen (ihren!) Sachen umgeht, und darauf, dass dieser schöne Samstagmorgen mit Unnützem verplempert wird.

In all ihrer Wut weiss sie genau, dass ihre Reaktion auf mindestens zehn verschiedenen Stufen angesiedelt sein kann, und weiss nicht, welches Register sie ziehen soll. Sie sieht, dass es dem grossen Strolch leid tut, aber entschuldigen kann er sich nicht. Sie sieht, dass Monsieur sich Vorwürfe macht, aber auch, dass er eher wütend ist, vor Lilli schlecht dazustehen, als ehrlich zerknirscht. Lilli will schreien "Es war aber MEINS" und weiss, dass das lächerlich ist. Wieso gibt es eigentlich so viele Ratgeber darüber, was man bei Masern und Ohrensausen machen muss, und so wenige für all die anderen schwierigen Entscheidungen der Kindererziehung?

Samstag, 19. Mai 2012

Fast

Der kleine Strolch kommt vom Friseur. Er wollte es "seitlich und hinten kurz, oben etwas länger". "Findest du, ich seh aus wie Xavier Dolan?", fragt er Lilli anschliessend.

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"Nein", sagt Lilli beruhigend.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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