Seit es keinen Religionsunterricht mehr gibt, haben die Strolche ECR - éthique et culture religieuse. Es geht also um Ethik und um verschiedene Religionen, scheint aber ein Fach für alles und nichts zu sein. So muss der grosse Strolch einen Persönlichkeitstest machen und zwei Seiten "über sich" schreiben. Er gibt Lilli eine Liste mit etwa 50 Eigenschaften, von denen sie 10 ankreuzen soll, die auf ihn zutreffen. Sie wählt so Sachen wie "ehrgeizig, gründlich, neugierig, ausdauernd". "Du musst aber auch negative Eigenschaften ankreuzen", erklärt der Strolch. Lilli zögert. Was soll Gutes dabei herauskommen, sein eigenes Kind völlig aus dem Zusammenhang gegriffen in negative Schubladen zu stecken - für eine Hausaufgabe in Reli??? Klar hat sie ein paar Sachen beobachtet und könnte darüber Romane schreiben, wie er manchmal sein kann: wenig mitfühlend, langsam, faul wenn es darum geht, sein Zimmer aufzuräumen oder den Tisch zu decken. Das wird sie aber keinesfalls in einem Test ankreuzen, den er für die Schule macht. Falls sein Lehrer nicht zufrieden ist, soll er Lilli nur mal anrufen.
Lehrer - manchmal kann man nur den Kopf schütteln.
Lilli legt los - 21. Jan, 11:42
Heute hatte der kleine Strolch beim Kaffeetrinken nichts zu sagen. "Wie war's in der Schule?", fragt Lilli, aber er zuckt nur mit den Schultern. Lilli erzählt vom Büro und der grosse Strolch brüstet sich damit, wie er zu spät gekommen und der Sekretärin trotzdem entwischt ist. "Und du?", fragt Lilli noch einmal. Lange denkt der kleine Strolch nach. Dann sagt er: "Heute gab's für jeden einen Muffin umsonst."
Auch Bildung geht wohl durch den Magen.
Lilli legt los - 19. Jan, 17:36
Nudelteig machen. Von Hand. Das Kneten allein zählt als Muskeltraining, beim Rollen rief Lilli für das letzte Viertel des Teiges nach Hilfe, sonst wäre aus dem Teigklumpen niemals eine glatte Platte geworden.
Fazit: schwierig ist es nicht, Nudelteig zu machen. Schwierig ist es, ihn dünn genug auszurollen. Vom Geschmack her ist wenig Unterschied zwischen dem gekauften und dem selbergemachten Teig festzustellen - er dient ja eh nur als Verpackung für die Fleisch-Spinatfüllung.
Und jetzt? Jetzt fahndet Lilli mal nach einer handbetriebenen Nudelmaschine. Obwohl sie die besser auch erst einmal ausprobiert, bevor sie glaubt, dass das wirklich funktioniert.
Lilli legt los - 18. Jan, 15:32
Trotzdem muss Lilli nochmal raus und die nächste DVD von Downton Abbey holen. Den kleinen Strolch kann sie nicht schicken, der kam gerade erst tiefgefroren vom Hockeyspielen zurück.
Lilli legt los - 16. Jan, 18:42
Die Schwäbin in Lilli macht immer mal wieder Maultaschen. Sie hat herausgefunden, wodurch man Brät ersetzen kann, welcher TK-Spinat funktioniert und - am schwierigsten - wo sie Nudelteig herbekommt. Denn selbstverständlich gibt es diesen hier in Montréal nicht einfach so in der Kühltheke des Supermarktes in der Endlosrolle für 2 Euro, sondern nur in der edlen Frische-Nudeln-Boutique, die sein Gewicht in Gold verlangt. In Zeiten der Sparsamkeit forscht Lilli jetzt nach Alternativen.
Sie hat einen Versand gefunden, der Online-Bestellungen entgegennimmt. Leider liefern die nur innerhalb Deutschlands, was irgendwie zu erwarten war, da es sich ja um ein gekühltes Produkt handelt... Mann, Lilli.
Wan-Tan-Blätter: Vielleicht, wenn man die Herstellungstechnik dementsprechend abändert. Aber jede Maultasche einzeln füllen- das artet ja richtig in Arbeit aus...
Nudelteig selbermachen: da gibt es diverse Geräte, von denen Lillis Kollegen ihr allesamt abraten: die handbetriebenen müssen zu zweit bedient werden und produzieren nicht unbedingt glatte Blätter ohne Löcher, die mit Motor machen Lärm, sind riesig und teuer. Dann lieber selber auswellen? In manchen Foren wird das als kinderleicht beschrieben, in anderen als Kraftakt.
Sie wird das Auswellen mal probieren. "So dünn, dass man die Maserung des Nudelbretts durchsieht". Vorsichtshalber aber nur mit einem halben Rezept...
Lilli legt los - 15. Jan, 17:56
Wenn vom warmen Abendessen Reste übrigbleiben, nimmt der grosse Strolch gerne eine Portion mit in die Schule, um sie dort - nach Gerangel um einen Platz in der Mikrowelle - zu wärmen. Manchmal richtet er seine Portion noch abends, bevor Lilli die Reste in Tupperschüsseln packt, manchmal auch erst morgens, aber immer findet er es lästig. Heute morgen war der grosse Strolch im Begriff, im Kühlschrank nach Resten zu forschen, als er auf Lillis bereits gerichtete Portion stösst. Mit der Schüssel in der Hand fragt er Lilli, ob dies vielleicht ihr Mittagessen sei. "Ja, aber du kannst es haben", sagt Lilli. "Ehrlich?", fragt der Strolch verblüfft, denn normalerweise rührt Lilli keinen Finger, um den Strolchen beim Vesperrichten zu helfen.
Es gibt nichts, was die Leute leichter aus dem Gleis bringt als unmotivierte Grosszügigkeit.
Lilli legt los - 14. Jan, 09:48
Der grosse Strolch ist einfallsreicher, als Lilli angenommen hatte. Es stimmte zwar, dass keiner seiner Kumpels ihn an diesem Morgen mitnehmen konnte. Mit dem Bus konnte er auch nicht fahren. Monsieur konnte ihn nicht zur Schule bringen und Lillis Angebot hatte er ja leider verpasst. Anstatt aber ein Taxi zu rufen, tat der grosse Strolch etwas ganz und gar Aus-der-Luft-Gegriffenes.
Er rief ein Mädchen an.
Lilli legt los - 10. Jan, 19:43
Obwohl der grosse Strolch versprochen hatte, heute morgen pünktlich fertig zu sein, damit Lilli ihn mitsamt seiner Skiausrüstung in die Schule fahren UND noch rechtzeitig ins Büro kommen kann, rührt er sich nicht. Er ist nicht nur nicht rechtzeitig fertig, er ist noch nicht einmal aufgestanden, als Lilli schon aus dem Haus muss. Natürlich könnte sie auf ihn warten, im Büro anrufen und ihre Besprechung absagen oder verschieben - wenn jemand krank wäre, ginge es ja auch. Der grosse Strolch ist aber nicht krank, er ist nur faul.
"Ich geh jetzt", sagt Lilli.
"Und was mach ich?", fragt der Strolch.
"Tja, was machst Du jetzt?", sagt Lilli.
Er wird zum ersten Mal in seinem Leben ein Taxi rufen. Und selbst bezahlen müssen.
Manchmal findet Lilli ihren Elternjob sehr hart.
Lilli legt los - 9. Jan, 16:37