Das Kreuz mit der Religion
Obwohl Lilli nicht katholisch ist, muss sie mit dem großen Strolch seit kurzem zum Kommunionsunterricht. Dieser neigt sich nach drei Jahren endlich dem Ende zu und verlangt für die letzten vier Unterrichtseinheiten vor der ersten Kommunion die Anwesenheit eines Elternteils. „La grande Halte“ werden diese vier Stunden pompös genannt und sind dabei so langweilig aufgezogen, dass Lilli nur innerlich den Kopf schüttelt. Da improvisieren sich ungelenke Helfer als Schauspieler, die ihre drei Zeilen über den König David von einem Spickzettel ablesen müssen. Da werden mühsame symbolische Bögen geschlagen, um von „Brot“ zu „Nahrung für den Körper-Nahrung für die Seele-Jesus ist die Nahrung unserer Seele-er opfert seinen Leib-deshalb gibt es beim Abendmahl Brot“ zu gelangen. Da scharren ungeduldige Füße auf dem nackten Boden des neonbeleuchteten Gemeinschaftsraumes der Kirche, der nicht mehr als ein nüchterner Keller ist und so einladend wie ein…. Kirchenkeller. Gegen Ende wird von den Eltern und Kindern verlangt, dass jeder spontan einen Satz zu einem improvisierten Gebet zusteuert, was alle bis auf eine Mutter, die die lastende Stille wohl nicht aushält, verbissen verweigern. Lilli fängt Blicke anderer Eltern auf, die alle heimlich fragen, wann diese Tortur wohl endlich zu Ende ist… Und dann fällt Lilli ein Satz ein, den sie bei einem Hockeyturnier auf ein Schild gesprüht entdeckt hat: „Sie dürfen so oft über die Organisation des Turniers meckern wie die Anzahl der Stunden, die sie freiwillig daran mitgearbeitet haben“. Also los, Lilli: wenn du den Zirkus in zwei Jahren mit dem kleinen Strolch nicht noch mal mitmachen möchtest, weisst Du jetzt, was du zu tun hast!
Lilli legt los - 22. Feb, 12:13
P.S.: Die Psalmen Davids sind ein gutes Beispiel. Die sind nämlich beileibe nicht leuchtend.