Strolche

Montag, 29. Juli 2013

Plädoyer für einen faulen Sommer

Was machen die Strolche im Moment? Nix. Dieses Jahr wollten sie nicht das kleinste bisschen Daycamp machen, sondern mal so richtig faulenzen. Sie stehen spät auf, spielen ein bisschen am Computer, frühstücken zur Mittagszeit und verschwinden nachmittags mit ihrem Skateboard zu Freunden. Lilli ist hin- und hergerissen zwischen geschäftiger Empörtheit über so viel Nichtstun ("Zeitverschwendung!") und gönnerhaftem Laissez-faire. Aus Energiespargründen entscheidet sie sich aber für Letzteres. Tage, die einfach so dahinplätschern, ohne Stundenplan und Pflichten - das gehört schliesslich zum Kindsein dazu.

Nein, das ist der wahre Kern der Kindheit, ihre simpelste Definition.

Dienstag, 16. Juli 2013

Postkarte aus Halifax

0331

Montag, 24. Juni 2013

Geschenkt

Heute wird Monsieur fliegen. Und zwar selbst fliegen, so richtig am Steuer. In einer Cessna 172. Vatertagsgeschenk von Lilli. Sogar zwei Passagiere dürfen mitkommen und die Strolche sind ganz aufgeregt. Lilli könnte sich ohrfeigen links und rechts.

Montag, 10. Juni 2013

Zwei Seelen...

Die Strolche diskutieren, ab welchem Alter sie von zuhause ausziehen. Der kleine Strolch macht das von seinen Finanzen abhängig: "Wenn ich soviel verdiene, dass ich mir eine Wohnung und einen Computer und einen Internetanschluss leisten kann, und was zum Essen, dann zieh ich aus. So mit 18." Dass viele Leute mit 18 noch nichts oder zumindest nicht solche Beträge verdienen, erstaunt ihn. "Ich dachte, mit 18 wird es höchste Zeit." Der grosse Strolch (stets darauf bedacht, es so zu machen, wie es von ihm erwartet wird - nur nicht aus der Reihe tanzen!) fragt sich, in welchem Alter man denn so ungefähr ausziehen SOLLTE. Lilli denkt kurz zurück: "Ich bin mit 20 ausgezogen und fand es toll." Warum toll, will der grosse Strolch wissen. "Weil irgendwann der Punkt kommt, an dem man nicht mehr ständig von den Eltern beobachtet und beurteilt werden will", erläutert Lilli verklärt. "Nicht, weil man unbedingt was Verbotenes anstellen will! Einfach, weil man es leid ist, als Kind unter den Blicken der Eltern zu leben. Da muss man dringend weg davon, irgendwann..." Dann erschrickt sie, solche Vertraulichkeiten mit dem eigenen Sohn zu teilen. Und ihm die Argumente zu liefern, die er im geeigneten Augenblick gegen sie verwenden wird, um seinen Auszug, den sie wahrscheinlich für viel zu verfrüht halten wird, zu rechtfertigen. Andererseits... genauso wird es doch kommen, oder? Muss es doch auch kommen? Genau das will Lilli doch mit ihrer Erziehung zur Selbständigkeit erreichen? Hach, aber ja doch. Klar. Was müssen Sie aber auch immer so penetrant fragen!

Freitag, 7. Juni 2013

Bühnenerfahrung

In Klasse 7, wenn die weiterführende Schule anfängt, haben die Schüler hier sowohl Musik als auch Bildende Kunst und Theater. In Klasse 8 müssen sie sich dann für ein Fach entscheiden. Der grosse Strolch nahm "art dram", weil er weder malen noch ein Blasinstrument spielen wollte. Lieber produziert er sich allein oder in kleinen Gruppen vor der Klasse und der Theaterlehrerin, stellt eine historische Figur dar, lernt, wie man "kämpft" und "stirbt", drückt Gefühle mit dem Körper aus, während sein Gesicht hinter einer Maske versteckt ist und noch viele andere tolle Sachen, die sich Lilli früher nie getraut hätte. Gestern hat er mit drei Freunden im Rahmen eines Theaterwettstreits eine selbstgeschriebene Szene zum Thema Alkoholmissbrauch vorgeführt. Von den 18 antretenden Gruppen bestanden 15 nur aus Mädchen, zwei waren gemischt und allein die Gruppe des grossen Strolches bestand ausschliesslich aus männlichen Mitgliedern. Nach den ersten drei Darbietungen war klar: die Mädels sind super. Dramatische Effekte, Chöre, Schattenspiele, rhythmisches Klopfen und Stampfen, Reime, choregraphierte Schritte, laute und leise Wortwiederholungen - sie boten auf, was die Theatergeschichte in hunderten von Jahren so an Tricks erfunden hat, um die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Lillis Lieblingsszene spielte in einem Wachsfigurenmuseum, in dem Marilyn Monroe, Elvis Presley und Michael Jackson zum Leben erwachen, um die alkoholsüchtige Museumswärterin zu überzeugen, dass es nichts bringt, vor Problemen zu flüchten.

Und der Beitrag des grossen Strolches? Oh, er sprach laut und deutlich, bewegte sich gut und das Timing war perfekt. Ihre Geschichte eines Curlingteams, das nach dem Sieg zu sehr feiert und schliesslich von einem der vernünftigeren Mitglieder zur Mässigung aufgefordert wird, war geradlinig, lieferte die Botschaft und webte Humor ein, wo die Mädchengruppen unkenrufend mit Selbstmord, Autounfall, Depression und Familienzerstörung drohten. Die Jurymitglieder fanden ihre Darbietung "erfrischend", Synonym für "leider etwas zu einfach gestrickt".

Sie haben es nicht in die Endrunde gebracht, was Lilli nicht ungerecht fand.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Lilli und die Stümper

Der kleine Strolch malte früher Bilder mit Elternratschlägen, bei denen er direkt zur Sache kam. Seit neuestem macht er Videos, die so holprig und ohne jegliche Liebe zum Detail zusammengeschnipselt sind, dass Lilli sich fragt, ... ja, was fragt sie sich eigentlich? Sie ist entsetzt, wie schluderig er arbeiten und dies für genügend halten kann, wo sie ihm tagtäglich vorlebt, wie man Sachen "anständig" zu Ende führt, sei es das Backen eines Kuchens oder das Aufräumen des Zimmers. Muss sie da einschreiten? Darf sie sagen, dass ihr das Video unfertig vorkommt? Oder verdirbt sie ihm dadurch jegliche Freude, tritt den kleinen Funken Kreativität mit der Schuhsohle aus und treibt ihn in die Passivität, die ja noch schlimmer ist als Stümperhaftigkeit?

Sie wird mal abwarten. Vielleicht finden die Freunde, die ja immer wichtiger werden, das Video auch nicht voll cool. Und das hat dann mehr Gewicht als alles, was die Mama sagen kann.

Freitag, 31. Mai 2013

Wir früher!

Die schottisch anmutende Englischlehrerin des grossen Strolches ist ja sowas von begeistert von ihren Kobos. "Die können die Schüler überall hin mitnehmen, da können sie in der Pause drin lesen, im Bus, zu Hause, it's sooo practical!" Manchmal aber gibt sie die Kobos den Schülern nicht mit, weil sie sie für eine andere Klasse braucht. Was auch nicht weiter schlimm ist, denn "die Schüler haben heute ja alle ein iPhone oder iPad, don't they, da können sie direkt drauf weiterlesen".

Der grosse Strolch hat aber kein iDing, wie wär's deshalb mit einem Buch aus Papier? Auch das kann man schliesslich wunderbar überall hin mitnehmen, und es funktioniert sogar ohne Batterie. Aber Lilli schlägt es nicht vor. Nicht aus Feigheit oder aus Angst, als Dinosaurier zu gelten. Sie weiss, dass der grosse Strolch in der Schule ab September einen Dell Lattitude 10 bekommen wird. Darauf ist er schon ganz scharf. Dann kann die Englischlehrerin ihre Kobos wieder einstecken.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Lebens-Schlangenlinien

Liebe Eltern von zwei Kindern,
Manchmal scheinen Sie bei all den Aktivitäten, die Ihre Kinder Ihnen aufhalsen, eine kleine Offensichtlichkeit zu verdrängen: sie haben ZWEI Kinder. Nun sagen Sie vielleicht, "Wie kann ich das verdrängen, schliesslich habe ich sie ständig UM MICH HERUM", aber genau da schnappt die Falle zu: Sie sind so mit Ihren Kindern und dem Feuerwerk an Terminen beschäftigt, dass Sie nur mit dem Strom schwimmen, um nicht unterzugehen, sich aber nirgends festklammern, um kurz zu verschnaufen und sich zu überlegen, was eigentlich hier vor sich geht. Da muss der Grosse zum Football, der Kleine zum Zahnarzt, Sie selbst müssen zum Friseur (vergessen Sie's). Der Grosse hat noch Hausaufgaben, der Kleine ein Gruppenprojekt und ein Gespräch in der Schule (oups?), der Grosse hat Kummer mit dem Freund und der Kleine liest nur Comics. Zwischendrin versuchen Sie, den Kindern verschiedene Handlangerdienste abzuwringen, da muss die Spülmaschine ausgeräumt und schmutzige Socken von der Treppe gekratzt und gewaschen werden. Vor zwei Jahren haben Sie dem Grossen aufgenötigt, den Rasen zu mähen, und wenigstens das klappt einigermassen. Und genau HIER setzt mein Ratschlag (na endlich) an: haben Sie vergessen, dass Sie ein zweites Kind haben, das jetzt genauso alt ist wie der Grosse, als der damals mit Rasenmähen anfangen musste? HA! Geben Sie es zu, Sie haben ihn vergessen. Der Kleine muss immer weniger machen als der Grosse - Sie ziehen ihn so mit, ohne ihn genauso an Verantwortung zu gewöhnen wie den Grossen. "Er ist doch erst 12", sagen Sie sich, obwohl Sie beim Grossen damals gesagt haben: "Du bist jetzt schon 12". Ja, ja. Sie schlimme Eltern, Sie.

Kurz, Lilli hat gestern dem kleinen Strolch den Rasenmäher in die Hand gedrückt und ihn seine Bahnen ziehen lassen. Er tappste los, in Schlangenlinien zwar und unsicher, ob es positiv zu bewerten sei, plötzlich wie ein Grosser behandelt zu werden, aber auch stolz, jetzt wie ein Mann mit gefährlichen Maschinen umzugehen. Um den Baum herum liess er etwa 20 cm Gras stehen, aber das kann er das nächste Mal besser machen.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Lilli lernt Baseball

DSC00818-rogSeit der kleine Strolch Baseball spielt, kommt sich Lilli vor wie in einem amerikanischen Film. Jede Sekunde rechnet sie damit, dass sich Clint Eastwood neben sie setzt und so kernige Sachen sagt wie: "See the ball, hit the ball" oder "Three strikes and your out, kiddo". Ach nein, das letztere war aus Calvin & Hobbes. Trotzdem, ein ganz neues Vokabular tut sich ihr auf. Ausserdem: im Gegensatz zum Eishockey, dessen Finessen sie inzwischen kennt, gibt es beim Baseball keine durchgehende Action auf dem Spielfeld. Lange Minuten verstreichen, ohne dass das Spiel so recht vorangeht, während der Ball geworfen, aber nicht geschlagen wird. Die Versuchung, die Nase in ein Buch zu stecken, ist riesig, doch kaum hat Lilli eine halbe Seite gelesen, macht es auch schon "Plock" und ein aufgeregtes Raunen geht durch die Zuschauer. Lilli schaut hektisch auf, klemmt die Augen zusammen, um den winzigen Ball so schnell wie möglich auszumachen, verschiedene Spieler rennen gleichzeitig in alle Himmelsrichtungen und ohne, dass Lilli den Grund ausmachen könnte, seufzen am Ende alle enttäuscht auf oder jubeln Beifall. "HomeRUN!", schreit ihr Monsieur ins Ohr, und es scheint etwas Positives zu sein, zumindest, wenn es der richtigen Mannschaft passiert. Lilli nimmt den Finger aus dem Buch, um applaudieren zu können.

Montag, 22. April 2013

Schlimm, schlimmer

Am Samstagnachmittag kann der grosse Strolch nicht zu seinem besten Freund, da der "Besuch von seiner Freundin" hat. Der grosse Strolch fühlt sich zurückgesetzt, minderwertig und alleingelassen. "Wie ist sie denn so?", will Monsieur von ihm wissen. Der grosse Strolch zuckt mit den Schultern, zieht eine Grimasse. "So hässlich?", fragt Monsieur nach. Nein, das Mädel ist sogar ausgesprochen hübsch, wenn auch etwas zu sehr aufgedonnert für Lillis Geschmack, aber sie muss ja nicht mit ihr gehen. "Sie redet die ganze Zeit von ihren Pferden", kann sich der grosse Strolch zu einer Charakterstudie durchringen. Er ist eindeutig enttäuscht und sehnt sich nach seinem Freund. "Vielleicht wird es ja bald so, dass sie mit Euch Skateboardfahren oder sonstwas mit Euch unternehmen kann", meint Lilli aufmunternd. "Hoffentlich nicht!", meint da der grosse Strolch entsetzt.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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