Zeitmanagement

Freitag, 9. März 2012

Lilli macht blau

Soso, zumindest eine werte Leserin möchte gerne wissen, wie es bei Lilli weitergeht. Nun, Lilli ist gerade in einer Blauphase. Sowas passiert manchmal am Ende eines Winters, wenn die Seele ausgelaugt und der Körper von der Heizungsluft faltig geschrumpelt ist, wenn aber Hockeytraining, Hausaufgaben und Eltern-Kinder-Kommunionsunterricht gnadenlos weitergehen, immer unter der Woche und immer bis nach neun Uhr abends. Dann macht Lilli nur noch das Nötigste, das ihr aus Wäschewaschen, Kochen und Lesen zu bestehen scheint. Und aus Arbeiten, für das man sich schon seit November grau oder schwarz anzieht, was inzwischen auch gehörig auf die Stimmung drückt, da der Teint in Richtung Grün geht und dieses limitierte Farbspektrum schwer an Krankenhauskorridore oder Finanzamtsbüros erinnert.

Lilli macht also blau, was heisst: ist das Nötigste gemacht, macht man gar nichts mehr. Da bleiben Rechnungen und Blogs liegen, Löcher in Socken werden nicht gestopft, man sollte eigentlich die Steuererklärung vorbereiten, aber man tut es nicht. Das Einzige, wozu Lilli sich noch aufrafft, ist der Geburtstag des kleinen Strolches. Vor elf Jahren ist er vier Wochen zu früh in einer stürmischen Vollmondnacht geboren. Gestern wurde dieses Ereignis mit Schokoladenkuchen und drei Partien Kegeln gefeiert. Heute fühlt sich Lilli seltsam einseitig im Rücken.

Montag, 30. Januar 2012

Lilli und der Zahn der Zeit

Zwei Zähne ziehen dauert zwanzig Minuten, mit Hin- und Rückfahrt zieht sich das Ganze aber auf zwei Stunden hin. Durch die Zahnlücken des grossen Strolches passt jetzt ein Cheerios, ohne zu streifen.

Donnerstag, 19. Januar 2012

30 Sekunden

Lillis erster richtiger Werbespot kommt nächste Woche ins Fernsehen. In den letzten vier Wochen hat Lilli deshalb schätzungsweise hundert, vielleicht auch fünfhundert Entscheidungen getroffen, die alle diese kostbaren 30 Sekunden betreffen. Was wird genommen, was fliegt raus, was dauert wie lange und kommt in welcher Reihenfolge - mit der gleichen Idee und dem gleichen Filmmaterial könnte man mehrere völlig unterschiedliche Versionen zusammenschneiden, es ist total faszinierend. Lillis Kollegen haben unterschiedliche Kommentare abgegeben und unterschiedliche "problematische" Stellen aufgezeigt - die eine fand die Tanzszene super, die Lilli letztendlich rauswarf, die andere störte die Art, wie die Frau die Hände unter dem Bauch faltet, und der Kollege mit den schönen Hemden fand das Endprodukt "korrekt, wenn auch nicht elegant". Lilli muss sich jetzt ganz schnell einen dicken Panzer wachsen lassen, bevor die 500 Mitarbeiter und dann das Fernsehpublikum mit ihrem Werk konfrontiert werden.

Und sich daran erinnern, dass es sich um einen Werbespot handelt und nicht um epochemachende Filmkunst. Um den sich trotzdem in den letzten Wochen ihre gesamte Existenz gedreht hat...

Dienstag, 17. Januar 2012

Das Gute an der Kälte

Wenn es an einem strahlenden Wochenende nach einem Schneesturm so richtig krachend kalt ist, freut sich Lilli. Nicht, weil sie besonders gerne friert, sondern weil die Kälte ihren eigenen Rhythmus hat, den sie den Leuten mit sanfter Gewalt auferlegt. So hat es zum Beispiel keinen Sinn, sich mit dem Frühstück oder der Hausarbeit zu beeilen, um dann vom Rest des Tages auf der Skipiste zu profitieren. Mehr als eineinhalb oder zwei Stunden an der frischen Luft sind nicht drin bei diesen Temperaturen, und am besten wartet man damit bis 11 Uhr, um dann vom Höchststand der Sonne und den paar Graden, die das Thermometer deshalb nach oben kriecht, zu profitieren. In der Zwischenzeit schenkt man sich eine zweite Tasse Kaffee ein, liest die dicke Samstagsausgabe sorgfältig von vorn bis hinten und hat sogar Zeit, mit den Strolchen Carcassonne zu spielen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, man würde das schöne Wetter verplempern. Manchmal sind -18 Grad direkt herrlich.

Freitag, 23. Dezember 2011

Das Wetter war schuld

Lilli hat dieses Jahr das ganze Weihnachten falsch geplant. Oder besser gesagt, nicht geplant. Nicht gesehen, dass der 24. ein Samstag ist und sie am 23. bis abends arbeiten muss. Im November nicht daran gedacht, schon mal Geschenke zu kaufen, während die Strassen noch eisfrei sind und das alles ohne Panik abläuft und nicht wie vorgestern abend. Auch nicht damit gerechnet, heute abend Chorprobe zu haben und deshalb keinen Kuchen backen zu können. Sich nicht daran erinnert, dass Monsieur wieder am 23. und 24. in die Geschäfte verschwindet und zu keinerlei Handlangertätigkeiten eingesetzt werden kann. Anfang Dezember keine Fotos für die Weihnachtspost rausgesucht und auch sonst keine Briefe oder Karten geschrieben. Warum? Sie zuckt mit den Schultern. War einfach so. Es weihnachtete einfach nicht in ihrem Herzen und Schnee fiel schliesslich auch keiner.

Aber wissen Sie was? Heute abend ist ihr trotzdem weihnachtlich-kribbelig ums Herz. Sie wird das Essen für morgen abend so gut wie möglich vorbereiten und die Gäste sind sowieso nicht von der Sorte, die kritisiert oder die Gastgeberin danach richtet, wieviel Gänge sie serviert. Sie wird den Korb mit der Bügelwäsche nicht mehr bügeln, sondern mit dem Fuss ausser Sichtweite schieben. Und morgen abend ihr Herz öffnen für die Weihnachtsseligkeit, die sich noch immer alle Jahre wieder eingestellt hat so wie damals, wo die Puppenstube und die blauen Christbaumkugeln toller waren als alle Geschenke. Fröhliche Weihnachten allerseits und den Menschen ein Wohlgefallen, das wünscht Lilli allen ihren Lesern. Bleiben Sie gesund, alles andere kann man richten.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Lillis Zeitspartipp

Wenn Sie einen Skihelm verschenken, sollten Sie diesen gleich im Geschäft oder an einem dieser Stände, wo flinke Finger Ihre Geschenke gegen eine Spende für einen guten Zweck einpacken, einpacken lassen. Ehrlich. Wer es zu Hause selbst macht, verplempert eine gute halbe Stunde Zeit und viele Meter Klebefilm.

Montag, 12. Dezember 2011

Neulich auf der Betriebsfeier

Es werden Leute geehrt, die seit 10, 20, 25, 30, ja sogar 35 Jahren schon bei der Stange sind. Sie bekommen ein Geschenk überreicht, das Künstler in limitierter Auflage speziell für die Firma gestaltet haben. Lilli hat nur Augen für den Briefbeschwerer, den es für das 25jährige Jubiläum gibt. Es ist ein grosser gläserner Tropfen, der schwer in der Hand liegt und durch seine unregelmässige, eher ovale als runde Form, anspricht. Im Glas eingeschlossen ist eine Kinderzeichnung in blau, eine Strichmännchenfamilie vor einem Haus mit Baum und Sonne. Lilli rechnet: wenn sie bis 65 bei ihrer Firma bleibt, bekommt sie das Ding und kann hinterher gleich in Rente gehen. Sie versucht, sich vorzustellen, wie sie mit 65 aussieht. Sie prustet, denn dieser Gedanke ist so lächerlich wie die Idee, von jetzt an nur noch Nudeln mit Tomatensosse zu essen.

Mittwoch, 30. November 2011

Ehrlich jetzt

Lillis Chefin trinkt Rotwein beim Mittagessen und erzählt, dass die Personalleiterin gleich morgens bei ihr im Büro vorbeigekommen war. Um ihr zu sagen, dass ein Mitglied ihres Teams nachts um 3 Uhr E-Mails verschickt, ob sie das wüsste? Nein, Lillis Chefin hatte nichts davon gewusst. Daraufhin die Personalleiterin: ja, da müsste die Chefin mal schauen, ob besagtes Teammitglied nicht vielleicht überlastet ist. Denn das ginge ja nicht, nachts um 3, das sei ja keine Work-Life-Balance.

Lilli ist platt. In allen Firmen, in denen sie bisher gearbeitet hat, wäre eine nächtliche E-Mail entweder nicht aufgefallen oder eher positiv gewertet worden, so wegen persönlichem Einsatz und Arbeitseifer und so. Ihr jetziger Arbeitgeber scheint die schönen Worte, die man immer in Broschüren liest, tatsächlich ernst zu nehmen.

Freitag, 25. November 2011

Lilli liest Korrektur

Die Zeit, die Kommunikationsmenschen damit verbringen, Kundenkalender zu produzieren, steht in keinerlei auch nur annähernd vernünftigem Verhältnis zu der Zeit, die die Kunden damit zubringen, diesen Kalender auch tatsächlich anzuschauen. Wenn sie ihn nicht gleich ins Altpapier tun...

Deshalb spielt Lilli jetzt ernsthaft mit dem Gedanken, doch einfach einen Tag wegzulassen in "ihrem" Kalender für 2012. Wie wärs mit dem 14. Mai? Es würde garantiert keiner merken, und doch wäre es eine kleine boshafte Geste der Rebellion.

Samstag, 1. Oktober 2011

Wenn's regnet

Sie haben also anscheinend alle so tolles Wetter grad in Europa. Hier aber regnet es und Lilli muss sich zwischen Hallenbad und Kuchenessen entscheiden.

Über Lilli

Laufen ist denken, manchmal auch überlegen, immer aber sich erneuern. Eine neue Sicht auf die Dinge erlangen, die uns bewegen. Laufen ist manchmal auch davonlaufen, für eine Weile wenigstens, bevor man wieder heimkommt zu Mann und Kindern, Wäsche und Kochtopf, zu den eigenen Macken und all den bunten Schnipseln, die ein Leben so ausmachen. Laufen ist das beste Beobachten, das es gibt.

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Zuletzt aktualisiert: 23. Mai, 03:27

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